Vorkommende Tierarten
Vögel
Die natürlichen Gegebenheiten und die historische Entwicklung in der Flusslandschaft Elbe führten zur Herausbildung verschiedenster Lebensräume und boten so die Voraussetzung für die Entwicklung einer artenreichen Vogelwelt. Im Gebiet des mecklenburgischen Teilgebietes des Biosphärenreservates wurden bisher mindestens 228 Vogelarten nachgewiesen. Viele dieser Arten sind nach nationalem oder internationalem Recht bzw. nach entsprechenden Übereinkommen geschützt, z.B. als Europäisches Vogelschutzgebiet, und nach der Roten Liste gefährdet.
Seit langem bekannt ist zudem die internationale Bedeutung des Gebietes für durchziehende und überwinternde Vogelarten. Für diese besonders geschützten Großvögel sind die weiten, oft unzerschnittenen Felder und Grünlandflächen der Flusslandschaft attraktiv. In den Herbst- und Wintermonaten finden hier Tausende Saatgans (Anser fabalis) und Bläßgänse (Anser albifrons) sowie Singschwäne (Cygnus cygnus) und Zwergschwäne (Cygnus bewickii) Nahrung für ihren Winteraufenthalt bzw. für den Weiterflug. Viele Ornithologen und interessierte Laien besuchen alleine aufgrund dieses Naturschauspiels die Flusslandschaft an der Elbe.
Die landesweite Bedeutung des Elbetals als Brutvogelgebiet unterstreicht auch das Vorkommen der hier brütenden, störungsempfindlichen Großvogelarten wie Schwarzstorch (Ciconia nigra), Seeadler (Haliaeetus albicilla), Uhu (Bubo bubo) und Kranich (Grus grus).
Infolge der geringen Ausdehnung ungenutzter Fluss- und Auenabschnitte und daran gebundener Lebensräume treten typische, meist selten gewordene Arten der naturnahen Stromaue wie Große Rohrdommel (Botaurus stellaris), Brandgans (Tadorna tadorna), Wachtelkönig (Crex crex), Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana) und Wasserralle (Rallus aquaticus) und Flussuferläufer (Actitis hypoleucos) nur noch in geringer Anzahl zum Teil aber regelmäßig auf. Der massive Verlust an Hart- und Weichholzauenwäldern führte auch zum Rückgang der an diese Lebensräume angepassten Arten.
Im Bereich der Elbaue und ihrer Nebenflussniederungen erfolgten aber auch umfangreiche Meliorationsmaßnahmen mit dem Bau von Schöpfwerken und Entwässerung, die den Wasserhaushalt veränderten. Das führte im Zusammenhang mit einer zunehmend intensiveren Nutzung der Auengrünländer zu einem starken Rückgang von Wiesenvögeln, insbesondere von Wiesenlimikolen wie Kiebitz (Vanellus vanellus), Bekassine (Gallinago gallinago), Großer Brachvogel (Numenius arquata), Uferschnepfe (Limosa limosa) und Rotschenkel (Tringa totanus). Einige Vorkommen dieser Arten sind bereits erloschen oder auf ein Minimum zusammengeschrumpft.
Bemerkenswert und überregional bedeutsam ist das recht stabile Vorkommen des Weißstorchs (Ciconia ciconia), der offene Landschaften mit Feuchtwiesen bevorzugt, die periodisch überschwemmt werden. Im Bereich der unteren Mittelelbe erreicht die Art mit ca. 300 Paaren die höchste Siedlungsdichte in Mitteleuropa. Im mecklenburgischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservates brüten regelmäßig ca. 35 Storchenpaare.
Als typische Vertreter der Vogelwelt sind für den Bereich der offenen Dünen und der angrenzenden Dünen-Kiefernwälder Wendehals (Jynx torquilla), Pirol (Oriolus oriolus), Heidelerche (Lullula arborea), Braunkehlchen (Saxicola rubetra) und auch Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus) zu nennen.
Säugetiere
Unter den vorkommenden Säugetieren sind vor allem die Vorkommen von Biber und Fischotter hervorzuheben.
Der dämmerungs- und nachtaktive von Biber (Castor fiber) ist eine Charakterart der Stromtalauen. Er lebt als semiaquatisches Säugetierhier vor allem im Bereich der Weichholzaue und nutzt die Flüsse und ihre Nebengewässer auch als Wanderkorridore. Nachdem der Biber Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa kurz vor dem Aussterben stand, ist er Dank intensiver Schutzbemühungen wieder ein fester Bestandteil der Elbauen. Trotz aller Bestandserholungen in den letzten Jahren gehört der Biber in Deutschland aber immer noch zu den vom Aussterben bedrohten Tieren.
Eine weitere typische Art der Fließgewässer und damit auch der Stromtalaue ist der Fischotter (Lutra lutra). Er benötigt fischreiche Stand- und Fließgewässer mit natürlicher Ufervegetation und nutzt diese – wie auch der Biber – gleichzeitig als Wanderkorridor. Der Fischotter besiedelt das Gebiet des Biosphärenreservats zwar durchgängig, jedoch in geringer Zahl. Die Vorkommen im Elbetal liegen bereits außerhalb des geschlossen Verbreitungsgebietes des Fischotters in Mecklenburg-Vorpommern und haben für die natürliche Verbreitung dieser Art eine besondere Bedeutung, zumal sie einen wichtigen Verbindungskorridor zu den Teilpopulationen im Norden und Osten des Landes darstellen.
Amphibien und Reptilien
Insgesamt wurden bisher elf Amphibienarten festgestellt: Kammmolch (Triturus cristatus), Teichmolch (Triturus vulgaris), Rotbauchunke (Bombina bombina), Erdkröte (Bufo bufo), Kreuzkröte (Bufo calamita), Wechselkröte, Laubfrosch (Hyla arborea), Grasfrosch, Moorfrosch (Rana arvalis), Seefrosch (Rana ridibunda), Teichfrosch (Rana kl. esculenta) sowie fünf Reptilienarten Waldeidechse (Lacerta vivipara), Zauneidechse (Lacerta agilis), Blindschleiche (Anguis fragilis), Kreuzotter (Vipera berus) und Ringelnatter (Natrix natrix) im UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe M-V festgestellt. Diese Zahl kann als sehr hoch angesehen werden und weist sowohl auf eine reiche Naturraumausstattung als auch auf die herpetologische Bedeutung des Gebietes hin.
Fische
Die Elbe und ihre Nebenflüsse sind als Lebensraum und Wanderkorridor für verschiedene Fische von besonderer Bedeutung. Für stromaufwärts wandernde Fischarten bietet die Elbe aufgrund der Fischaufstiegshilfe ab dem Wehr Geesthacht eine gewisse Durchgängigkeit. Besonders der breite Elbstrom schafft mit tiefen Kolken Ruhigwasserbereiche und mit flach überströmten Kiesbänken geeignete Laichplätze günstige Lebensbedingungen. Unter ihnen sind die Vorkommen von Rapfen (Aspius aspius), Steinbeißer (Cobitis taenia), Groppe (Cottus gobio), Weißflossengründling (Romanogobio albipinnatus), Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) und Bachneunauge (Lampetra planeri) hervorzuheben. Diese sind zum Teil an wenig verschmutzte, naturnahe Fließgewässer gebunden. Als Wanderkorridor für das Meerneunauge (Petromyzon marinus) und Lachs (Salmo salar) hat die Elbaue eine besondere Bedeutung.
Insekten
Reich vertreten ist die Insektenfauna. Infolge der Lebensraumvielfalt des Biosphärenreservates sind unter den Käfern, Heuschrecken und Libellen sowie den Tag- und Nachtfaltern neben zahlreichen Arten der Feuchtgebiete auch wärmeliebende Arten trockener Lebensräume anzutreffen. Der geschützte Ameisenlöwe ist z.B. nur eine Art, die auf die offenen Sandflächen angewiesen ist, des weiteren zahlreiche Wildbienenarten sowie Sand-, Grab- und Schlupfwespen.
Von den Käfern ist vor allem das in Europa bedeutende Vorkommen des Heldbockes (Cerambyx cerdo) erwähnenswert.
Muscheln, Krebse und Co.
Die nährstoffarmen Bäche und Flüsse sind auch ein wichtiger Lebensraum für die Kleine Flussmuschel (Unio crassus). Die Vorkommen dieser Arten haben zudem eine europaweite Bedeutung.
Bisher wenig Beachtung fanden die seltenen und beiden an Qualmwasserzonen gebundenen Arten der Blattfußkrebse "Schuppenschwanz" (Lepidurus apus) und "Kiemenfuß" (Anostraca). Die Vorkommen dieser besonderen Arten sind in Mecklenburg-Vorpommern auf das Elbetal beschränkt. Sie wurden hier typischerweise in Qualmwassertümpeln direkt hinter dem Deich gefunden.