Landschaftsentwicklung
Vom Eis und Wasser geformt
… sind die Oberflächenformen des gesamten norddeutschen Tieflandes einschließlich der heutigen Flusslandschaft Elbe. Insgesamt drei Eiszeiten sind dafür verantwortlich, wobei diese nach den Flüssen benannt sind, die die weiteste Ausdehnung der jeweiligen skandinavischen Inlandgletscher darstellten: Elster, Saale und Weichsel.
► Die Spuren der ältesten Eiszeit, der Elstereiszeit vor ca. 350.000 Jahren, wurden von den nachfolgenden Eiszeiten überformt.
► Für die Flusslandschaft Elbe ist erst die Saalekaltzeit prägend. Diese ist etwa 230.000 Jahre her, als sich von Norden aus Skandinavien die Gletscher ins Mittlere Elbetal vorschoben. Das Eis brachte unvorstellbare Mengen an Gesteinsmaterial heran. Als die vorletzte Eiszeit vor etwa 150.000 Jahren endete, hinterließ sie eine hügelige Endmoränenlandschaft. Zeugen aus jener Zeit sind rechts der Elbe noch der Rüterberg und der Vierwald bei Boizenburg.
► Vor etwa 50.000 Jahren begann die Weichseleiszeit. Obwohl ihre Gletscher selbst in der weitesten Vorstoßphase nicht mehr bis in unsere Region vorstießen, prägte diese Kaltzeit die Elbregion entscheidend. Gewaltige Schmelzwasserströme formten die Endmoränenlandschaft um und lagerten riesige Mengen Sand und Kies im kilometerbreiten Urstromtal ab, in die sich die Elbe und ihre Seitenflüsse wieder einschnitten. Vor etwa 12.000 bis 10.000 Jahren ging die Weichselkaltzeit zu Ende.
Lange noch blieb viel Sandboden vegetationsfrei. Nur langsam eroberten Moose und Flechten das Land. Stürme bliesen die Talsande zu hohen Dünenzügen auf: Die Bollenberge bei Boizenburg und die Binnendüne bei Klein Schmölen (45 m über NN) sind so entstanden. Das offene tundren- und steppenähnliche Landschaftsbild änderte sich mehr und mehr durch die einsetzende Waldentwicklung: zuerst wanderten Birken und Kiefern ein, später auch Eichen und Ulmen.
Die glaziale Serie
Zur typischen Abfolge der glazialen Serie gehören die geschiebeführende Grundmoräne, die wallartige Endmoräne und die davor liegenden Sander (Sand- und Schotterebene), die von dem aus dem Gletscher ausgetretenem Schmelzwasser aufgeschüttet wurden.
In breiten Urstromtälern sammelten sich die Schmelzwasser und flossen mit den von Süden kommenden Flüssen parallel zum Eisrand nach Nordwesten in die Nordsee ab.
...und vom Menschen geprägt
Schon im frühen Mittelalter begannen unsere Vorfahren, das Elbetal nach ihren Bedürfnissen zu formen. Damals kristallisierte sich die Kulturlandschaft heraus, die wir heute vorfinden.
Der Großteil der nach der Weichselkaltzeit entstandenen Wälder wurde abgeholzt, um Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung zu schaffen, zu heizen, Häuser und Schiffe zu bauen. Die Rodungen veränderten den Wasserhaushalt der Region. Von den entwaldeten Flächen flossen die Niederschläge schneller ab und nahmen mehr Boden mit als jemals zuvor. Das vom Wasser transportierte Material wurde im Flusstal der Elbe als Sand, Schluff und Ton abgelagert oder an den Binnendünen angeweht.
Bereits im 13. Jahrhundert wurde mit dem Deichbau begonnen, um Siedlungen und Felder in den Überschwemmungsbereichen der Flusslandschaft zu schützen. Seitdem entstanden an der Elbe und in den Rückstaugebieten ihrer Nebenflüsse umfangreiche wasserbauliche Anlagen. Heute prägen über 120 km Deich wesentlich das Landschaftsbild des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe M-V.
Bei hohem Wasserstand in der Elbe kommt es in den Niederungen der Löcknitz sowie der Sude und ihren Zuflüssen Krainke, Rögnitz und Schaale zu einem Rückstau, der sich bis zu einer Entfernung von 25 km flussaufwärts auswirkt. Auch hinter den Deichen tritt nun hochgedrücktes Grundwasser als "Qualmwasser" an die Oberfläche. Weiträumig überflutetes Grünland bestimmt jetzt das beeindruckende Landschaftsbild. Zwischen den Deichen erreicht der Strom eine Breite von bis zu drei Kilometern. Höhe und Dauer der Hochwässer sind von der Schneeschmelze und den Niederschlägen im Einzugsgebiet abhängig. Überflutungen können an der Elbe auch im Sommer auftreten, wie das Hochwasserereignis in 2002 und 2013 gezeigt haben.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Elbe durch Buhnen endgültig in ihr heutiges, festes Bett gezwungen und so eine ungehinderte Schifffahrt ermöglicht. Trotzdem: Verglichen mit unseren anderen großen Flüssen konnte die Elbe deutlich mehr von ihrem ursprünglichen Charakter bewahren.
Ausgehend von den Klöstern der Region Westmecklenburg spielte ab dem 13. Jahrhundert die Landwirtschaft eine immer größere Rolle. Das Land wurde zunehmend erschlossen, z.B. durch Waldrodung, Trockenlegung mooriger Standorte etc. Der Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Produktion lag im Getreideanbau. Ab 1850 erlangte die Tierhaltung, insbesondere die Rinderhaltung, an Bedeutung. Die Viehzucht wurde nach der Getreideproduktion zum zweitwichtigsten Wirtschaftszweig. In diesem Zusammenhang wurde die Kultivierung von Grünlandflächen vorangetrieben.