Lebensraum für die Rotbauchunke

Die europaweit geschützte Rotbauchunke (Bombina bombina) steht im Fokus eines mehrjährigen Naturschutzprojektes des Biosphärenreservatsamtes Schaalsee-Elbe. An sechs Standorten zwischen Dechow im UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee und Dömitz im UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe M-V werden neue Lebensräume für die Rotbauchunke geschaffen. In den Jahren 2020 bis 2022 wurden in den sechs Projektgebieten insgesamt dreißig neue Kleingewässer für die Rotbauchunken verbessert oder neu angelegt.

Rotbauchunke sitzt auf einer Hand © R. Schmahl
Rotbauchunke

Projektzeitraum: 2020-2022

Das Projekt ist noch nicht abgeschlsosen
 

Projektbeteiligte:

  • Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe
  • Förderverein Biosphäre Schaalsee e.V.
  • Land Mecklenburg-Vorpommern und Europäische Union
  • Landwirte und Flächenpächterinnen
  • Stiftung Biosphäre Schaalsee
  • Zweckverband Schaalsee-Landschaft

Die seltene Rotbauchunke ist eine europaweit geschützte Amphibienart. Obwohl Mecklenburg-Vorpommern zum Verbreitungsschwerpunkt der Art in Deutschland gehört, gilt sie auch hier als stark gefährdet. Die Gründe dafür sind vielfältig. Rotbauchunken benötigen zur Fortpflanzung flache, sonnige Laichgewässer, die es in unserer stark genutzten Landschaft nur noch selten gibt. Die wenigen noch vorhandenen Gewässer sind oftmals mit Bioziden von den umliegenden landwirtschaftlichen Flächen belastet. Nicht umsonst ist die Rotbauchunke EU-weit durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie geschützt. Diese verpflichtet die Mitgliedsstaaten, Schutzgebiete für Rotbauchunken auszuweisen. Da Rotbauchunken nicht sehr wanderfreudig sind, müssen die  Lebensräume der Rotbauchunke möglichst engmaschig miteinander verbunden sein. Die im Rahmen des Projektes geschaffenen Kleingewässer sollen wie Trittsteine wirken und isolierte Populationen miteinander verbinden.

Luftaufnahme von den neu angelegten Rotbauchunkengewässern bei Zarrentin am Schaalsee © M. Jährig
Luftaufnahme von den neu angelegten Rotbauchunkengewässern bei Zarrentin am Schaalsee

Weidefläche am Strangen

Am Stadtrand von Zarrentin, auf dem sogenannten „Strangen“, wurden im Jahr 2020  im Rahmen des Projektes sieben neue Kleingewässer angelegt und zwei bestehende Kleingewässer saniert. Bei den Planungen wurden vor allem die spezifischen Lebensraumansprüche der Rotbauchunke berücksichtigt. Die Kleingewässer besitzten eine abwechslungsreiche Uferlinie und ausgedehnte Flachwasserbereiche und sind an der tiefsten Stelle etwa 1,5 m tief. So soll eine möglichst lange Wasserspeicherung bis in die Sommermonate gewährleistet werden. Die Weidefläche am Strangen gehört zum Nationalen Naturerbe (NNE) und ist an einen Biobetrieb verpachtet. Sie wird von Rindern beweidet und es werden keine Gifte oder mineralische Dünger eingesetzt. Naturschutz und Landwirtschaft passen unter diesen Voraussetzungen sehr gut zusammen.

Menschen stehen an einem neu angelegtem Kleingewässer auf einer Weidefläche bei Dechow © E. Dornblut
Neu angelegtes Kleingewässer auf einer Weidefläche bei Dechow

Weidefläche bei Dechow
Bis 2018 wurde die ca. 80 ha große Fläche zwischen Dechow und der B208 als Acker genutzt. Nach der Umwandlung von Acker in Grünland wird sie nun fast ganzjährig von 60 bis 80 Rindern beweidet. In der Weidelandschaft befanden sich schon immer zahlreiche gut besonnte Senken, die im Frühling Wasser führen und damit bestens als Amphibienlebensräume geeignet sind. Durch den Klimawandel und damit verbundene heiße und trockene Sommer fielen die Gewässer jedoch im Sommmer häufig trocken, so dass sich die Kaulquappen nicht zu ausgewachsenen Kröten oder Fröschen entwickeln konnten. Das Problem konnte im Rahmen des Projektes durch eine Vertiefung der bestehenden Gewässer und die Schaffung neuer Kleingewässer gelöst werden. Im  Rahmen des Projektes wurden 2021 auf der Fläche 6 Gewässer saniert bzw neu angelegt. Der anfallende Bodenaushub wurde zu Wällen geformt, die mit Feldgehölzen bepflanzt wurden. Durch die neuen Strukturen wird das Landschaftsbild abwechslungsreicher und schöner und es entsteht neuer Lebensraum für Amphibien,Vögel und anderen Wildtiere.

Der Festungsgraben in Dömitz ist Lebensraum der Rotbauchunke © D. Foitlänger
Ausbaggerungsarbeiten im Festungsgraben Dömitz

Festungsgraben Dömitz

Der Dömitzer Festungsgraben ist eines der wenigen Gewässer, in dem sich  Rotbauchunken im UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe M-V erfolgreich vermehren. Obwohl keine Verbindung zwischen dem Festungsgraben und der Elbe besteht, ist das Gewässer ein wichtiges Verbindungsglied zu den anderen Unken-Populationen im länderübergreifenden Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe. Deshalb war es besonders wichtig, diesen Lebensraum für die Rotbauchunke durch Sanierungsmaßnahmen zu erhalten und zu gestalten. Aufgrund fortgeschrittener Verbuschung und Verlandung fehlten der Rotbauchunke die wichtigen besonnten Flachwasserbereiche mit Wasserpflanzenbewuchs. Durch die Dömitzer Firma Indorf Forstdienstleistung GmbH wurden im westlichen Teil des Festungsgrabens etwa 200 t Grüngut entnommen. Um eine Beeinträchtigung anderer im Gebiet vorkommender Arten, wie Insekten, Vögel und Fledermäuse zu minimieren, blieben etwa die Hälfte der Vegetationsstrukturen erhalten. Dabei wurden die Belange des Denkmalschutzes berücksichtigt und weder die Wasserführung, die Form noch die Charakteristik des Grabens verändert. Mitte Oktober 2021 konnten die Sanierungsarbeiten in diesem Teilgebiet mit der Entnahme von rund 850 m³ Gewässerschlamm beendet werden.

„Ich freue mich über zwei Dinge: Zum einen wurde was Gutes für die Rotbauchunken getan und zum anderen sieht der Festungsgraben in dem sanierten Bereich wieder top aus – nicht nur für unsere Festungsbesucher. Die Investition hat sich absolut gelohnt!“

Reinhold Suhrau, Bürgermeister Dömitz
Reinhold Suhrau, Bürgermeister von Dömitz
Weißstorch auf einer Feuchtwiese bei Hakendorf. © S. Hoffmeister

Weidefläche bei Hakendorf

Auf der Weidefläche bei Hakendorf gibt es mehrere Kleingewässer, in denen Rotbauchunken vorkommen. Hier lebt die größte Rotbauchunkenpopulation im Biosphärenreservat Schaalsee. Durch Verlandung der Gewässer ging jedoch auch hier die Anzahl der Individuen zurück. Aus diesem Grund wurden im Rahmen des Projektes in der Weidelandschaft vier Kleingewässer saniert. Verbuschungen und Pflanzenbewuchs wurden teilweise aus den Kleingewässern entfernt. Außerdem wurden die Gewässer entschlammt und vertieft.  So soll wieder ein Wasserstand bis in die Sommermonate gewährleistet werden. Drei weitere  Kleingewässer wurden in den Senken der Weidelandschaft neue angelegt.

Bauschild Unkenprojekt Dechow © E.Dornblut
Das Naturschutzprojekt zum Schutz der Rotbauchunken wird von der Europäischen Union gefördert.
Das Naturschutzprojekt zum Schutz der Rotbauchunken wird von der Europäischen Union gefördert.
Aus dem Bodenaushub wird ein Wall aufgeschüttet, der später mit einer Hecke bepflanzt wird. © E.Dornblut
Projektgebiet Dechow: Aus dem Bodenaushub für die Kleingewässer wurde eine Wallhecke angelegt.
Projektgebiet Dechow: Aus dem Bodenaushub für die Kleingewässer wurde eine Wallhecke angelegt.
© E. Dornblut
Projektgebiet Hakendorf: Vorhandene Kleingwässer drohten zu verbuschen und zu verlanden. Dadurch gehen sie als ...
Projektgebiet Hakendorf: Vorhandene Kleingwässer drohten zu verbuschen und zu verlanden. Dadurch gehen sie als Lebensräume für die Rotbauchunken verloren. Im Rahmen des Projektes wurden Pflanzen aus den Gewässern entfernt und die Gewässer vertieft,
Ausbaggerungsarbeiten im Festungsgraben Dömitz © D. Foitlänger
Ausbaggerungsarbeiten im Festungsgraben Dömitz
Ausbaggerungsarbeiten im Festungsgraben Dömitz