Erinnerungslandschaft
1989 war Deutschland ein geteiltes Land. Durch eine 1.400 km lange Grenze war die Deutsche Demokratische Republik (DDR) im Osten von der Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Westen getrennt. Die Grenze der DDR war die sicherste und am besten bewachte Grenzanlage dieser Zeit. Was damals ein nahezu menschenleerer Ort war, ist heute ein offener Gedenkort und eine friedliche, teilweise kaum sichtbare Spur in der Landschaft.
Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.
Mit diesem Zitat von Helmut Kohl (Bundestagsrede vom 1. Juni 1995) lässt sich sehr gut beschreiben, warum es so wichtig ist, das Grüne Band zu schützen und zu bewahren. Entstanden aus der Jahrzehnte langen Teilung Deutschlands mahnt das Grüne Band heute der vergangenen Zeit von Mauern, Zäunen und unüberwindbaren Grenzen. In seiner Entstehungsgeschichte liegt sein heutiger und zukünftiger Wert begründet.
In den halboffenen Landschaften, in den blühenden Wiesen, Sträuchern und Wäldern herrscht heute lebendiges Treiben von vielen unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten. Geht man jedoch auf Spurensuche entdeckt man die Betonplatten des ehemaligen Kolonnenweges, Fundamente einstiger Ortschaften, die aufgrund ihrer geografischen Lage im Sperrgebiet der DDR geschleift, also abgerissen wurden. Man kommt vorbei an Nachbauten der ehemaligen Grenzanlage und wird an Mahnmahlen der Schicksale vieler Menschen erinnert.
Das Grüne Band ist ein Symbol für die Wiedervereinigung Deutschlands und ein Raum des friedlichen Zusammenwachsens. Es schließt offene Wunden und mahnt gleichzeitig der Vergangenheit.
Das Grüne Band in Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern erstreckt sich das Grüne Band entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze vom Priwall an der Ostsee bis in die Niederungen der Elbe auf 157 km Länge. Aus Richtung Norden kommend, stellen unsere beiden Biosphärenreservate das Eingangstor nach Mecklenburg-Vorpommern dar. An unterschiedlichen Orten in unseren Biosphärenreservaten können Sie das Grüne Band erleben und die Geschichte dieser Region erfahren.
Dabei ist das Grüne Band in Mecklenburg-Vorpommern jedoch kein ausgebauter Wanderweg. Zu Teilen ist der ehemalige Kolonnenweg zwar heute noch intakt und allgemein zugänglich, jedoch liegen Abschnitte des Grünen Bandes auch in den Kernzonen des Biosphärenreservates Schaalsee und sind lediglich aus der Ferne zu betrachten. Eine Reise am Grünen Band ist immer auch eine Reise in die Vergangenheit, auf den Resten einer vergangenen Zeit. Zur Orientierung bietet sich der ehemalige Kolonnenweg jedoch sehr gut an.
Ausflugstipps, Führungen und interessante Orte am Grünen Band
Elbbergmuseum Boizenburg/Elbe
Ausstellungen zum KZ-Außenlager Boizenburg und zur ehemaligen Innerdeutschen Grenze. Rund um den früheren Turm des Kontrollpunktes dokumentiert eine Ausstellung die Geschichte der Innerdeutschen Grenze im Kreis Hagenow. Eine Toninstallation im Turm verweist auf das Leben im Sperrgebiet, auf Flucht und Zwangsaussiedlung.
Weitere Informationen erhalten Sie über die Seite der Stadt Boizenburg
Rüterberg
Das Dorf Rüterberg in Mecklenburg-Vorpommern liegt zwischen Dömitz und Hitzacker an der Elbe. Ab 1945 bildete die Elbe die Grenze zur sowjetischen Besatzungszone. Somit lag Rüterberg zur Zeit der innerdeutschen Teilung im damaligen Grenzgebiet. 1966 kam es zur "Schlacht von Gorleben", in der die Besatzungsmächte um den Verlauf der innerdeutschen Grenze gerungen haben (Flussmitte oder Ostufer). Daraus resultierte ab 1967 ein zweiter, innerer Grenzzaun, der Rüterberg umgab. Nur durch ein bewachtes Tor konnten die Bewohner und Besucher das Dorf betreten.
Heute können Sie einen Teil der Grenzsicherungsanlagen als Wiederaufbau in Rüterberg besichtigen. Vom hölzernen Aussichtsturm haben Sie einen weiten Blick über den Verlauf der Elbe.
Gartenschläger Eck
Das Gartenschläger Eck zwischen Leisterförde und Bröthen ist eine Gedenkstätte für Michael Gartenschläger, der in der Nacht zum 1. Mai 1976 beim dritten Abbau einer Selbstschussanlage durch eine Spezialeinheit der Staatssicherheit erschossen wurde. Zu dem Areal gehören außerdem der Streifen Heide entlang des ehemaligen Streckmetallzaunes, der Gedenkstein für die geschleifte Siedlung Wendisch Lieps und die rekonstruierte DDR-Sperranlage in Leisterförde. Dafür gibt es einen eigenständigen Rundweg.
Mit dem Leitprojekt Grenzgeschichte(n) erinnert die Metropolregion Hamburg an die ehemalige innerdeutsche Grenze - auch in den UNESCO Biosphärenreservaten Schaalsee und Flusslandschaft Elbe Mecklenburg-Vorpommern.