Verlandetes Brack in der Binnendüne Gothmann wird renaturiert

Unter dem Motto „Mehr Wasser und Sonne für Kammmolch und Co.“ erfolgt Anfang September der zweite Teil der Maßnahmen zur Renaturierung der „Kubelkakuhle“ im nördlichsten Binnendünengebiet des UNESCO-Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe.

Sara Zielke und René Bannmann stehen inmitten der Ausbaggerungsfläche © D. Foitlänger
Wieviel an welche Stelle noch ausgebaggert werden muss, prüfen Sara Zielke vom Biosphärenreservatsamt und René Bannmann von der Fritz Siemers KG.

Im Bereich der Binnendüne Gothmann, die sich im europaweit geschützten Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) „Elbtallandschaft und Sudeniederung bei Boizenburg“ befindet, versteckt sich im Wald nördlich des Röthdeiches ein Kleinod, die „Kubelkakuhle“. Entstanden ist dieses Kleingewässer in früheren Zeiten, als ein Hochwasser den Dünenzug überströmte und zu einer Auskolkung führte, die einigen Einheimischen auch als Kubelkenkuhle oder Kubelckenloch bekannt ist.

Solche Bracks sind in der Flusslandschaft Elbe ganz typische und vor allem wertvolle Lebensräume für den stark gefährdeten Kammmolch und andere Amphibienarten, wie z.B. Moor- und Grasfrosch sowie die Knoblauchkröte. In den letzten Jahrzehnten ist die Kubelkakuhle jedoch immer weiter mit Gehölzen zugewachsen, so das ca. 90 % des Bracks verlandeten und nur noch eine kleine Restfläche dauerhaft Wasser führen konnte.
 

Für das Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe lautete die Zielstellung für die schon länger geplante Renaturierung der „Kubelkakuhle“: Aufwertung des geschützten Lebensraumes als Laichgewässer. Bereits im Februar 2023 entfernten die Ranger die im künftigen Gewässerbereich stockenden Gehölze, „sozusagen als Voraussetzung dafür, dass wieder ein besonntes und nährstoffarmes Flachgewässer entstehen kann“, so Projektkoordinatorin Sara Zielke vom Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe. „Im zweiten Abschnitt des Renaturierungsprojektes geht es seit Anfang September um die Erhöhung des Anteils an Wasserflächen auf etwa 1.000 m²“, führt Zielke fort. Dazu werden die verlandeten Bereiche von der auf Gewässerpflege spezialisierten Firma "Fritz Siemers KG" um bis zu einem Meter vertieft. Im Böschungsbereich werden zusätzlich Wurzelstubben und Totholz als Habitatelemente eingebaut.

Bevor die Arbeiten beginnen konnten, haben unsere Ranger sichergestellt, dass die auf der Maßnahmenfläche vorkommenden Grasfrösche, Teichmolche und Ringelnattern abgesammelt und umgesetzt wurden“, informiert Holger Lucht, der Leiter des Rangerbereichs im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe M-V.
Der Aushubboden wird auf einer zukünftigen Waldentwicklungsfläche am Grauen Weg nördlich der Binnendüne zur Aufwertung des sandigen Bodens eingearbeitet. Geplanter Abschluss der gewässerbaulichen Maßnahme ist spätestens Ende September 2024. Die Initialbepflanzung wird anschließend in der Pflanzperiode 2024/2025 umgesetzt.
 

Das Projekt wird zu 100 % aus Mitteln des ELER II der Europäischen Union finanziert.
 

Weitere Infos zum Projekt erhalten Sie gerne beim Biosphärenreservatsamt unter dieser Telefonnummer oderhier.
 


Hintergrund:
 

  • Kammmolche gehören mit bis zu 20 cm zu den größten heimischen Schwanzlurchen. Ihren Beinamen „Wasserdrache“ verdanken sie dem hohen gezackten Kamm, den das Männchen zur Paarungszeit im zeitigen Frühjahr auf Rücken und Schwanz trägt.
  • Beim Kammmolch (Triturus cristatus) handelt es sich nicht nur um eine in Mecklenburg-Vorpommern stark gefährdete Art, sondern auch um eine Art von gemeinschaftlichem Interesse gemäß der europäischen Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Richtlinie. Um den Schutz und Erhalt des Kammmolches zu sichern, wurden Laichgewässer in dem Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) „Elbtallandschaft und Sudeniederung bei Boizenburg“, zu dem die Binnendüne bei Gothmann gehört, kartiert und daraus konkrete Maßnahmen in einem „Managementplan“ abgeleitet.
  • Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) wurden bisher als FFH-Gebiete bezeichnet. Die EU-Mitgliedstaaten haben knapp ein Fünftel der EU-Landfläche als Natura-2000-Flächen deklariert, insgesamt über 27.000 Gebiete, in Deutschland über 5.000 Gebiete. Zu den Natura 2000-Schutzgebieten zählen neben den GGB auch die Europäischen Vogelschutzgebiete (Special Protection Area/SPA).
Das verlandete Gewässer wird von einer auf Gewässerpflege spezialisierten Firma um bis zu einem Meter vertieft. © D. Steyer
Das verlandete Gewässer wird von einer auf Gewässerpflege spezialisierten Firma um bis zu einem Meter vertieft.
Das verlandete Gewässer wird von einer auf Gewässerpflege spezialisierten Firma um bis zu einem Meter vertieft.
Im Randbereich der Maßnahmenfläche entstehen die für das Laichen so wichtigen flachen Uferbereiche. © D. Steyer
Im Randbereich der Maßnahmenfläche entstehen die für das Laichen so wichtigen flachen Uferbereiche.
Im Randbereich der Maßnahmenfläche entstehen die für das Laichen so wichtigen flachen Uferbereiche.
Die Baggerarbeiten schreiten weiter voran... © D. Foitlänger
Die Baggerarbeiten schreiten weiter voran...
Die Baggerarbeiten schreiten weiter voran...
Mitarbeiter treffen sich zur Bauberatung während der Baggerarbeiten. © D. Foitlänger
Bauberatung während der Ausbaggerungsarbeiten.
Bauberatung während der Ausbaggerungsarbeiten.
Sara Zielke vom Biosphärenreservatsamt und René Bannmann von der Fritz Siemers KG. © D. Foitlänger
Sara Zielke vom Biosphärenreservatsamt und René Bannmann von der Fritz Siemers KG.
Sara Zielke vom Biosphärenreservatsamt und René Bannmann von der Fritz Siemers KG.
Das Projekt wird zu 100 % aus Mitteln des ELER II der Europäischen Union finanziert. © S. Zielke
Das Projekt wird zu 100 % aus Mitteln des ELER II der Europäischen Union finanziert.
Das Projekt wird zu 100 % aus Mitteln des ELER II der Europäischen Union finanziert.