12.000 Moorfrösche ausgewildert – Projekt zum Moorfroschschutz erfolgreich abgeschlossen
Um den Moorfrosch (Rana arvalis) in der Flusslandschaft Elbe ist es in den letzten Jahren im wahrsten Sinne des Wortes ruhig geworden – zu ruhig. Nur an wenigen Stellen war sein leicht glucksendes Rufen wie „uog - uog - uog“ zu hören. Und an noch viel weniger Stellen gab es größere Laichgesellschaften dieser früher so häufigen Froschart, wie eine intensive Nachsuche von Freiwilligen, Fachleuten und Rangern des Biosphärenreservatsamtes Schaalsee-Elbe im Jahr 2024 bestätigte. Aufgrund dieser nachweislichen Erkenntnis hat der Förderverein Biosphäre Elbe MV e.V. als Träger das Artenschutzprojekt „SOS-arvalis Mecklenburg-Vorpommern“ in enger Kooperation mit dem Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe als Untere Naturschutzbehörde ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, den starken Rückgang des europaweit geschützten Moorfroschs innerhalb des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe zu stoppen. Dabei lag die fachliche Leitung des Projektes bei den Amphibienexperten von Amphi Consult Germany aus dem Wendland, die Moorfroschlaich an vier Standorten im Biosphärenreservat entnommen und unter kontrollierten Bedingungen großgezogen haben. „So eine Nachzucht bei uns in der Aufzuchtstation hat den Vorteil, dass wesentlich mehr Tiere den Abschluss der Metamorphose erreichen. Sind es in der Natur deutlich unter 10 % der Jungfrösche, die es schaffen, nicht schon als Laich oder Kaulquappe gefressen zu werden, so sind es bei uns ca. 80 bis 90 %, die überleben“, erklärt Ute Thiergärtner.
In den Wiesen rund um Blücher sowie entlang des Schaalelaufs bis Hühnerbusch lassen sich in den kommenden Jahren hoffentlich wieder vermehrt die Rufe des Moorfroschs hören und - mit etwas Glück - auch die zur Paarungs- bzw. Laichzeit blau gefärbten männlichen Moorfrösche beobachten. Denn der ehemalige Polder Blücher war die erste von zwei weiteren Stationen, bei der in diesem Jahr 1.500 von insgesamt 5.500 jungen Moorfröschen in die freie Wildbahn entlassen werden konnten. Ein erfreuliches, aber nicht ganz einfaches Unterfangen für Ute Thiergärtner, Amphibienexpertin bei Amphi Consult Germany, und Andrè Beutler-Koch, Biologe im Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe. Durch die Entwicklung der Kaulquappen aus dem Laich und die anschließende Metamorphose zum Jungfrosch, haben sich die aufgezogenen Amphibien in den vergangenen drei Monaten vom Wasser- zum Landtier gewandelt. Moorfrösche wandern nach dem Laichen wieder vom Gewässer ab und auch die jungen Moorfrösche verlassen direkt nach der Metamorphose, meist im Juni, das Gewässer zu den Sommerlebensräumen. Diese können ein bis zwei Kilometer vom Laichgewässer entfernten liegen. „Daher haben wir die Jungfrösche nicht in einem der neu angelegten Amphibientümpel zwischen Blücher und Hühnerbusch ausgesetzt, sondern geeignete Landlebensräume im ehemaligen Polder Blücher gesucht, wie z.B. feuchte Senken im Extensivgrünland oder auch unter Weidengebüschen“, erklärt Andrè Beutler-Koch. Weitere 3.500 Moorfrösche wurden anschließend im Raum Lübtheen beim Trebser Moor und bei den Togerwiesen ausgesetzt. „Um zu vermeiden, dass wir durch die Entnahme des Laiches die bestehende Population im Entnahmegewässer schwächen, haben wir am Laichgewässer auch in diesem Jahr wieder 10 %, also ca. 500 junge Moorfrösche eingesetzt“, betont Ute Thiergärtner.
Welchen nachhaltigen Erfolg das nun beendete Projekt zum Schutz der Moorfrösche haben wird, lässt sich erst ab dem nächsten Jahr abschätzen. Spätestens dann werden die ersten der insgesamt gut 6.600 im Jahr 2024 ausgewilderten Moorfrösche geschlechtsreif sein und sich an geeigneten Laichplätzen versammeln. „Erste Erfolge zeigte das Projekt jedoch bereits in diesem Jahr“, freut sich Ute Thiergärtner von Amphi Consult: „An zwei Standorten, an denen wir im letzten Jahr Jungtiere ausgesetzt haben, konnten wir überraschenderweise bereits in diesem Jahr Laich nachweisen! Zufrieden sein können wir jedoch nur, wenn möglichst an allen Standorten, an denen wir Jungfrösche ausgesetzt haben, eine vitale Moorfrosch-Population entsteht“. Und Andrè Beutler-Koch vom Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe ergänzt: „Amphibien gehören deutschlandweit zu den sehr stark bedrohten Tierarten. Durch solche speziellen Artenschutzprojekte, die erst durch die Förderungen der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung aus Erträgen der Lotterie BINGO! Die Umweltlotterie und der Heidehof Stiftung möglich waren, können wir ihrem Verschwinden entgegenwirken.“



